ProjektZeitzeugen im Geschichtsunterricht als Maßnahme zur Förderung historischer Kompetenzen: Eine cluster-randomisierte…

Grunddaten

Titel:
Zeitzeugen im Geschichtsunterricht als Maßnahme zur Förderung historischer Kompetenzen: Eine cluster-randomisierte kontrollierte Interventionsstudie
Laufzeit:
01.09.2019 bis 31.08.2022
Abstract / Kurz- beschreibung:
Die Einbeziehung von Zeitzeugen im Geschichtsunterricht wird in den Bildungsplänen aller Bundesländer und in nahezu jedem fachdidaktischen Handbuch (z.B. Barricelli & Lücke, 2012; Baumgärtner, 2015) empfohlen, um den Lernenden einen lebendigen Zugang zur Vergangenheit zu vermitteln (u.a. Henke-Bockschatz, 2014; Schreiber & Árkossy, 2009). Die Aussagen von Zeitzeugen spielen in der Erinnerungskultur – z.B. an Gedenktagen und Gedenkstätten oder in TV-Dokumentationen – wie auch in der Holocaust Education eine zentrale Rolle (Magen, 2015; Sabrow & Frey, 2012). Mündlich tradierte Familienerzählungen sind zudem maßgeblich beteiligt an der Ausbildung des Geschichtsbewusstseins (Liakova & Hahn, 2005; Welzer, Moller & Tschuggnall, 2002). Die Bedeutung von Zeitzeugen beim Zugang zu Geschichte ist also kaum zu überschätzen. Gleichzeitig werden verschiedentlich „Risiken“ von Zeitzeugen genannt, für deren besonderen Einfluss in der Erinnerungskultur, Schule und Familie häufig eine spezifische „Aura“ und wahrgenommene „Authentizität“ genannt wird (u.a. Sabrow, 2012; Wierling, 2014). Die sich hieraus ableitende besondere Überzeugungskraft von Zeitzeugen könnte dem vorrangigen Ziel des Geschichtsunterrichts, Kompetenzen historischen Denkens zu fördern (z.B. Ministerium Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 2016), wie auch dem sog. „Überwältigungsverbot“ nach dem Beutelsbacher Konsens (Wehling, 1977) teilweise zuwider laufen.
In einer vorhergehenden Interventionsstudie (N = 900) wurde die Wirkung der Arbeit mit Zeitzeugen in drei Bedingungen (Arbeit mit einem Live-Zeitzeugen, mit einem Video bzw. mit der Transkription eines Interviews) unter der Maßgabe hoher interner Validität (u.a. eine Expertenlehrkraft in allen Interventionsklassen) untersucht (Bertram, Wagner & Trautwein, 2017). Dabei zeigte sich, dass die Lernenden in der Live-Gruppe im Vergleich zur Video- und Textgruppe in den Tests zu ihrer Einsicht in die Notwendigkeit, historische Darstellungen zu de-konstruieren und die Perspektivität von Zeitzeugenaussagen einzubeziehen, schlechter abschnitten, jedoch deutlich überzeugter davon waren, von der Zeitzeugenmethode inhaltlich, methodisch und motivational profitiert zu haben.
Der (differenziellen) Effektivität des Zeitzeugen-Unterrichts soll im beantragten Projekt in einem randomisierten Design mit drei Gruppen (Live, Video, Wartekontrollgruppe) vertiefend nach-gegangen werden, wobei die geplante Studie drei zentrale Weiterentwicklungen beinhaltet: (1) Dank neu entwickelter und psychometrisch reliabler und valider Instrumente zur Erfassung der Kompetenz historischen Denkens (Trautwein et al., 2016, 2017) soll die Wirkung der Arbeit mit Zeitzeugen im Geschichtsunterricht im Hinblick auf die Kompetenzen historischen Denkens, wie auch auf die Themenkenntnisse, das Interesse der Lernenden und ihre Einschätzung der Unterrichtseinheit untersucht werden. (2) Während bei Bertram et al. (2017) die Intervention zur Sicherung der internen Validität von einer Expertenlehrkraft durchgeführt wurde, sollen nun Lehrerinnen und Lehrer, die in einer Fortbildung geschult werden und ein verbindliches Manual an die Hand bekommen, die Intervention durchführen. Dieses Vorgehen entspricht den Standards der Randomized Controlled Field Trials (Campbell et al., 2012), wenn die Erprobung der Wirksamkeit im Feld (effectiveness study) überprüft werden soll. (3) Dank entsprechender Vorarbeiten zur Entwicklung eines Instruments zur Erfassung der Wahrnehmung der „Aura“ des Zeitzeugen (vgl. Abschnitt 1.2.) durch die Lernenden wird es möglich werden zu untersuchen, ob diese einen mediierenden sowie moderierenden Effekt auf den Leistungszuwachs hat.
Schlüsselwörter:
Zeitzeugen
Geschichtsunterricht
historische Kompetenzen
kontrollierte Interventionsstudie

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Fachbereich Sozialwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Fachbereich Sozialwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

Lokale Einrichtungen

Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Fachbereich Sozialwissenschaften
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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