ProjektBesiedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung im Umfeld der Heuneburg und Verbreitungssystematik von Kolluvien…

Grunddaten

Titel:
Besiedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung im Umfeld der Heuneburg und Verbreitungssystematik von Kolluvien während der Hallstatt- und Frühlatènezeit
Laufzeit:
01.01.2018 bis 31.12.2019
Abstract / Kurz- beschreibung:
Kolluvien entstehen durch Bodenerosion und sind wichtige Zeugen der agrarischen Nutzung einer Landschaft durch den wirtschaftenden Menschen. Ihre räumliche Anordnung in einer Landschaft kann mithin ein Spiegel der Siedlungsstruktur sein. Eine Zunahme der Dichte von Kolluvien im Umfeld von Siedlungen kann auf Zentralisierungsprozesse hinweisen, ebenso wie auf eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung in einer Zielregion. Die Mächtigkeit und die Stratifizierung der Kolluvien erlauben darüber hinaus eine Einschätzung über das Ausmaß der Erosion und über verschiedene Phasen der Besiedlung. Der im Vergleich zu mineralischen Böden hohe Gehalt an organischer Bodensubstanz (OBS) entstammt den erodierten humosen Oberböden der im Relief oberhalb gelegenen Ackerflächen und dient als zentrales, diagnostisches Merkmal von Kolluvien. Durch den nur sehr langsamen Abbau bleibt die OBS über Jahrtausende erhalten und archiviert die ehemalige Landnutzung.
Das Untersuchungsgebiet im Umfeld der Heuneburg ist gekennzeichnet durch eine stark reliefierte Landschaft und eine Vielzahl sowohl lokal begrenzter als auch flächenhafter Lössvorkommen. Damit sind zwei Grundvoraussetzungen für das Auftreten von Kolluvien – geneigte Hänge und leicht erodierbare Substrate – gegeben. Aktuelle Forschungsergebnisse aus der nahegelegenen Baar und daran angrenzender Naturräume im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb weisen Kolluvienmächtigkeiten bis 180 cm und 14C-Alter bis zurück ins Mesolithikum auf. TypischeHauptbildungsphasen von Kolluvien liegen wahrscheinlich im Hochmittelalter, in der mittleren Bronzezeit und im Jungneolithikum. Es ist anzunehmen, dass sich auch im Untersuchungsgebiet der Heuneburg verschiedene Bildungsphasen nachweisen lassen und dass sich diese nicht homogen über das gesamte Gebiet erstecken. Allein im Umfeld der Alte Burg und der Großen Heuneburg wurde bei den bisherigen Arbeiten auf verschiedenen Äckern eine ganze Anzahl an vorgeschichtlichem Fundmaterial erfasst. Eine anisotrope Verteilung von Kolluvien legen auch LIDAR-Befunde von lokalisierbaren Grabhügeln nahe, die nicht gleichmäßig über das Untersuchungsgebiet verteilt sind, wobei die Entfernung zur Donau wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielt. Weitere Hinweise auf die Rolle von Verkehrswegen geben über mehrere Kilometer linienhaft aufgereihte Grabhügel.
Die regionalen Unterschiede im Auftreten, der Mächtigkeit und der Stratifizierung von Kolluvien als bodenwissenschaftliche Archive machen es so möglich, Siedlungsmuster abzuleiten, die aufgrund der zeitlichen Unterschiede im Auftreten und Wirtschaften des Menschen entstanden sind, und die mögliche Ausdehnung potentieller Siedlungsstandorte zu erfassen. Zusammen mit den Erkenntnissen aus den archäologischen Quellen könnten aus der räumlichen Verbreitung von Kolluvien Besiedlungsmuster, Landnutzungsphasen und klimatische sowie technologische Prozesse abgeleitet werden, die dazu beitragen, die Besiedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung im Umfeld der Heuneburg während der Hallstatt- und Frühlatènezeit besser zu verstehen. Inwieweit dies möglich ist, bildet die zentrale Forschungsfrage der bodenwissenschaftlichen Arbeiten der Universität Tübingen (Prof. Dr. Th. Scholten, Geographisches Institut). Eine zweite, methodische Frage ist, ob wir aus den flächendeckend vorliegenden topographischen (Relief) und sedimentologischen (Lössvorkommen) Informationen durch Kombination mit archäologischen Punktdaten (Funde aus intensiven Feldbegehungen innerhalb der Untersuchungskorridore, geophysikalische Prospektionsdaten im Umfeld der Alte Burg und des Bussens, etc.) und Bohrprofilen von Kolluvien eine flächendeckende Verbreitungssystematik der Kolluvien ableiten können, die geeignet ist, Zentralisierungsprozesse und Besiedlungsstrukturen abzubilden.
Zentrale Methoden zur Ableitung der Verbreitungssystematik von Kolluvien sind Verfahren der hyperskaligen digitalen Reliefanalyse (hyperscale DTA), der der datenbasierten Wissensgewinnung (KD
Schlüsselwörter:
Kolluvien
Bodenqualität
Kulturlandschaftsentwicklung
Heuneburg
Kulturlandschaft
cultural landcsape

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Universität Tübingen
Fachbereich Geowissenschaften
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Forschungsbereich Geographie
Fachbereich Geowissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Lokale Einrichtungen

Forschungsbereich Geographie
Fachbereich Geowissenschaften
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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