ProjektTP 7 Der antike Literaturkanon im Kontext des Neuhumanismus und der Bildungs- und Universitätsreformen bis etwa…

Grunddaten

Titel:
TP 7 Der antike Literaturkanon im Kontext des Neuhumanismus und der Bildungs- und Universitätsreformen bis etwa 1850
Laufzeit:
15.09.2022 bis 15.09.2025
Abstract / Kurz- beschreibung:
Die griechischen und lateinischen Klassiker haben bereits in der
Antike eine so große Autorität entfaltet, dass der Vergleich mit
sakralisierten Texten von Religionen gezogen wurde. Daran änderte
auch das Christentum wenig. Die Autorität der antiken Schriften war
zeitweise größer, zeitweise kleiner, wurde zeitweise in ein christliches
Bildungsmodell integriert, zeitweise mißtrauisch beäugt, blieb aber
immer erhalten. Darüber hinaus waren die lateinischen Klassiker
unverzichtbar für die aktive Erlernung der lateinischen Sprache. Eine
grundlegende Wende findet zwischen etwa 1750 und 1850 statt, als
die antike Kultur zum ersten Mal weitgehend jeden direkten
gesellschaftlichen Anwendungsbezug verlor. Die antiken Texte sind
jetzt keine Autoritäten mehr für Philosophie und Naturwissenschaften;
der aktive Gebrauch der lateinischen Sprache und die Orientierung
der Schulbildung an der antiken Rhetorik werden abgeschafft.
Dennoch erreicht im sog. Neuhumanismus die Begeisterung für die
Antike einen neuen Höhepunkt. Griechisch und Latein standen im
Zentrum des neu aufgebautenn und konsequent säkular organisierten
Gymnasialwesens, die (Klassische) Philologie wird zum
Ausgangspunkt einer neuen Epoche der Geisteswissenschaften an
den Universitäten. Hier hat eine grundlegende Neubewertung der
antiken Texte stattgefunden, die im Sinne des Forschungsverbundes
als Resakralisierung gedeutet wird. Gleichzeitig versteht sich jedoch
die Universitätsphilologie zunehmend als historisch-kritische
Wissenschaft, welche die Texte aus zeitloser Idealität in ihren
historischen Kontext zurückführt und damit zu einem Gegenstand
neben anderen macht, was de facto einen Prozess der
Desakralisierung einleitet. Die disziplinäre Bindung der Philologie an
den professionellen Klassischen Philologen schafft überdies eine
Expertenkultur, die dem Gedanken einer allgemeinen Bildung an der
VORSCHAU - NOCH NICHT GESENDET
Antike entgegensteht. Die Parallelen zur Entwicklung des Religionsund
Bibelverständnisses in der Theologie liegen auf der Hand;
während aber dort das Verhältnis von historisch-kritischer
Textexegese und Religion ausführlich diskutiert wurde, ist das
Verhältnis von Philologie und allgemeiner Menschenbildung an der
Antike bisher allenfalls marginal thematisiert worden. Das Projekt
versucht, dieses Verhältnis genauer zu analysieren, indem zum
ersten Mal auf breiter Basis gefragt wird, was die Inhalte und Ziele
philologischer Tätigkeit in der Zeit des Neuhumanismus überhaupt
waren. Die bisherige Philologieschichte ist hier insofern einseitig
verfahren, als sie die Leistungen in den Vordergrund stellte, die sich
aus einem modernen wissenschaftsgeschichtlichen Rückblick heraus
als zukunftsweisend erwiesen haben. Erst ein vollständigeres Bild
erlaubt es, den Prozess der Resakralisierung des Altertums im
Neuhumanismus im Kontext der Hermeneutik antiker Texte genauer
zu analysieren und methodisch zu anderen Prozessen der
Sakralisierung und Desakralisierung gewinnbringend in Bezug zu
sehen.
Schlüsselwörter:
Klassikertexte
Kanonbildung
Sakralisierung
Lateinische Literatur

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Philosophische Fakultät
Universität Tübingen
Philologisches Seminar
Fachbereich Altertums- und Kunstwissenschaften, Philosophische Fakultät
Graduiertenkolleg: Ambiguität: Produktion und Rezeption
Graduiertenkollegs

Lokale Einrichtungen

Philologisches Seminar
Fachbereich Altertums- und Kunstwissenschaften
Philosophische Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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