ProjektErinnerungslandschaft Kaliningrad

Grunddaten

Titel:
Erinnerungslandschaft Kaliningrad
Laufzeit:
01.01.2021 bis 31.12.2021
Abstract / Kurz- beschreibung:
Das Kaliningrader Gebiet besitzt als russische Enklave, umgeben von EU-Mitgliedsländern eine besondere geopolitische Lage und historische Entwicklung. Als nördlicher Teil der früheren preußischen Provinz Ostpreußen wurde das Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik zugeschlagen. Seit dem Zerfall der Sowjetunion bildet das Kaliningrader Gebiet eine russische Exklave. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine schrittweise Neubesiedlung des Gebiets durch sowjetische Staatsbürger, die vorzugsweise aus dem russischen und ukrainischen Teil der Sowjetunion, teilweise aber auch aus anderen Sowjetrepubliken stammten. Gleichzeitig erfolgte bis 1947 die Aussiedlung fast aller noch verbliebenen Deutschen. Damit hatten sich Mitte des 20. Jahrhunderts die ethnischen Verhältnisse im Kaliningrader Gebiet grundlegend verändert. Während die neuen Bewohner oft nur wenig mit dem materiellen Kulturerbe der Region verband, war die ehemalige Bevölkerung dieses Gebiets von diesem Teil des Kulturerbes physisch abgeschnitten, zumal das Kaliningrader Gebiet bis zum Ende der Sowjetunion für Ausländer gesperrt war. Sowohl die frühere Bevölkerung der Region als auch die erste Generation der neuen Bewohner des Kaliningrader Gebiets schwindet altersbedingt dahin. Wie die Kulturanthropologin Aleida Assmann feststellt, geht damit das kommunikative Gedächtnis zunehmend in ein kulturelles Gedächtnis über. In der Humangeographie hat die Erinnerungsforschung in den letzten Jahren zunehmende Beachtung gefunden. Unter Erinnerungslandschaft ist in diesem Zusammenhang das Wechselverhältnis von kulturellem und individuellem Erinnern mit materiellen Objekten (Materialität) und den daran geknüpften Praktiken des Erinnerns zu verstehen. Praktiken des Erinnerns, die an eine gewisse Materialität gebunden sind, sind zugleich immer verortbar. Eine Analyse solcher Orte und des an ihnen praktizierten Erinnerns konstituieren schließlich Erinnerungslandschaften. Das Kaliningrader Gebiet bietet einen hervorragenden räumlichen Rahmen, um verschiedene Erinnerungslandschaften zu untersuchen. Zu nennen sind zum einen die (post-) sowjetischen Erinnerungspraktiken an die Zeit des Zweiten Weltkriegs, zum anderen auch die Erinnerung an den Wiederaufbau der Stadt als sozialistische Großstadt. Auch im ländlichen Raum des Kaliningrader Gebiets sind thematisch ähnliche Erinnerungslandschaften erkennbar. Seit den 1990er Jahren ist aber auch eine zunehmende Rückbesinnung auf die deutsche Vergangenheit der Region festzustellen, was sich u.a. in der Wiederherstellung und Rekonstruktion alter Gebäude (z.B. Königsberger Synagoge, Wiederaufbau des Königsberger Doms), in der Aufnahme deutscher Bautraditionen und in der Wiederbelebung historischer regionaler Traditionen widerspiegelt. Gleichzeitig stellt das Kaliningrader Gebiet aber auch eine Erinnerungslandschaft für die noch verbliebenen ehemaligen Bewohner dieses Teils Ostpreußens und ihrer Nachfahren dar. Die Analyse solcher Erinnerungslandschaften stellt ein innovatives Thema dar, das aus dieser theoretischen und methodischen Perspektive für das Kaliningrader Gebiet noch nicht angewendet wurde.
Schlüsselwörter:
Historische Geographie
historical geography
Geographie
geography
Erinnerungslandschaft
Kaliningrad

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Universität Tübingen
Forschungsbereich Geographie
Fachbereich Geowissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Weitere Mitarbeiter/innen

Philosophisches Seminar
Fachbereich Philosophie-Rhetorik-Medien, Philosophische Fakultät
Dezernat V – International Office
Zentrale Verwaltung (ZV)

Lokale Einrichtungen

Forschungsbereich Geographie
Fachbereich Geowissenschaften
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Hilfe

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