Sind Alter und Geschlecht Risikofaktoren für arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen an Arbeitsplätzen mit gleichzeitiger körperlicher und geistiger Belastung?

19.02.2020 bis 18.02.2021

Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen (work-related musculoskelatal disorders, WRMSDs) umfassen Gesundheitsprobleme des Muskel-Skelett-Systems, die durch die Arbeit verursacht oder verschlimmert werden. Sie haben Einfluss auf die Gesundheit von Beschäftigten, Gesundheitssysteme und Wirtschaft. Zur Entstehung von WRMSDs tragen physische, psychische und persönliche Risikofaktoren bei. Die Interaktion dieser Risikofaktoren wurde bisher wenig erforscht, obwohl theoretische Konzepte zur Entstehung von WRMSDs ausdrücklich die interaktive Natur dieser Risikofaktoren benennen. Aufgrund der demographischen Veränderungen und der alternden Erwerbsbevölkerung in westlichen Gesellschaften stellen Konzepte zur Erhaltung der Gesundheit älterer Arbeitnehmer und Frauen eine große Herausforderung für die nächsten Jahre dar. Die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und arbeitsbezogene Interventionen können dabei wichtige Bausteine sein. Der vorliegende Antrag befasst sich mit folgenden Aspekten:
1. Das gleichzeitige Auftreten von physischen und psychischen Risikofaktoren für die Entwicklung von WRMSDs wurde bisher nur wenige erforscht.
2. Die spezifischen Bedürfnisse von Arbeitnehmern unterschiedlichen Alters und Geschlechts sind in der Entwicklung einer präventiven Arbeitsgestaltung, trotz einer Veränderung der Alters- und Geschlechtsstruktur innerhalb der arbeitenden Bevölkerung, nur begrenzte berücksichtigt worden.
Es soll eine internationale Kooperation zwischen Dr. Benjamin Steinhilber (Deutschland) und Prof. Pascal Madeleine und Dr. Afshin Samani (Dänemark) aufgebaut werden. Beide Arbeitsgruppen haben Vorarbeiten im adressierten Forschungsfeld durchgeführt. Eine Zusammenarbeit zu den Auswirkungen gleichzeitiger physischer und psychischer Expositionen auf das Risiko für WRMSD und die moderierende Rolle des Alters und Geschlechts würde zu einem besseren Verständnis dieses komplexen und bislang wendig untersuchten Forschungsthemas beitragen.
Zum Aufbau der Kooperation soll ein Sondierungsworkshop und ein Auslandsaufenthalt genutzt werden. Bei dem für September 2020 geplanten Workshop in Tübingen stellen die Teilnehmenden ihre wissenschaftlichen Arbeiten als Grundlage für die fachliche Diskussion vor. Während geplanter Arbeitsphasen wird eine SWOT-Analyse durchgeführt, um die konkrete Zusammenarbeit zu beleuchten.
Im November 2020 soll der einwöchige Auslandsaufenthalt von Dr. Benjamin Steinhilber in Dänemark stattfinden. Danach werden eine Idee, ein Zeitplan für einen Forschungsantrag sowie methodische Überlegungen für ein gemeinsames Projekt vorliegen. Zudem soll Prof. Svend Erik Mathiassen aus Schweden (Universität Gävle), als Experte im Bereich der WRMSDs, eingebunden werden. Herr Mathiassen hat bereits mit beiden Arbeitsgruppen zusammengearbeitet und stellt daher ein wichtiges Bindeglied dar. Vor diesem Hintergrund sehen wir sehr gute Voraussetzungen für den Aufbau einer erfolgreichen und nachhaltigen Kooperation zwischen Deutschland und Dänemark.