ProjektMittelalter Moderne – Das Mittelalter im Wandel der Moderne

Grunddaten

Akronym:
Mittelalter Moderne
Titel:
Das Mittelalter im Wandel der Moderne
Laufzeit:
01.04.2019 bis 31.12.2021
Abstract / Kurz- beschreibung:
Historiker entwerfen ihre Bilder von der Geschichte bekanntlich aus ihren eigenen Erfahrungen mit ihrer Gegenwart heraus. Das „Mittelalter“ als Epo-che ist ein gutes Beispiel hierfür: Schon die Bezeichnung als „Mittel-Alter“ impliziert, daß die Epoche von Anfang an als etwas Abgeschlossenes begrif-fen wurde – als eine Periode, die sich der eigenen, „neuen“ Zeit entgegenset-zen ließ. So sind die Vorstellungen vom Mittelalter immer schon gebunden gewesen an das Selbstverständnis der Moderne.
Dieser Zusammenhang an sich ist gut bekannt. Er hat sich in den wissen-schaftlichen und populären Mittelalterbildern bisher in zweierlei Hinsicht nie-dergeschlagen: Historiker haben das Mittelalter seit dem 19. Jahrhundert als die eigene Vorgeschichte begriffen, in der viele Institutionen der Gegenwart ihre Wurzeln hatten – von der Stadt über die Pfarrei bis zur Universität. Spä-testens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde es unter Historikern dann aber eher üblich, das Mittelalter als ferne Epoche zu begreifen, die der Moderne als anders und fremd gegenüberzustellen sei. Im Zuge dessen avan-cierte die Ethnologie zur Wahlverwandten der Mittelalterforschung: Ethnolo-gische Begriffe, Modelle und Theorien spielen spätestens seit den 1960er Jah-ren eine bedeutende Rolle für die internationale Mediävistik. Das Spektrum reicht hier von der Ethnogenese bis zum Ritual, vom Gabentausch bis zum Potlach.
Das Mittelalter ist dadurch zu einer fremden Gegenwelt zur Moderne ge-worden: eine Welt ohne Staat, in der Religion und Politik nicht klar ausdiffe-renziert waren; eine Welt, in der die Menschen sonderbare Vorstellungen da-von hegten, was ein Autor sei, und Texte eher als Knetmasse begriffen denn als stabile, eindeutige Einheiten; eine Welt, in der man von Intellektuellen geradezu erwartete, daß sie plagiierten; eine Welt, die geprägt war von der Kommunikation unter Anwesenden, weil es keine Möglichkeit gab, ohne Mit-telsmänner auf weite Distanz miteinander zu sprechen; eine Welt, in der Kriege nicht von Staaten, sondern von privaten Akteuren geführt wurden; eine Welt, in der merkwürdig andere Vorstellungen von der Differenz zwi-schen Privatem und der Öffentlichkeit herrschten; eine Welt, in der die Men-schen sich Geschichte nicht als offene, lineare Entwicklung dachten, sondern als eine begrenzte Phase mit klar definiertem Ende.
Die Grundannahme einer „Alterität“ des Mittelalters ist wissenschaftlich alles andere als harmlos. Sie definiert kräftig mit, welche Fragen Mittelalterhis-toriker an ihr Quellenmaterial stellen und welche Theorien und Modelle sie verwenden, um die Nachrichten ihrer Quellen zu deuten. Die Leitidee der „Alterität“ hat seit den 1990er Jahren außerdem große Verbundforschungs-projekte strukturiert. Als Moderne wird bei dieser Konstruktion eines frem-den Mittelalters allerdings in der Regel eine Welt vorausgesetzt, die bei nähe-rem Hinsehen gar nicht mehr unsere eigene ist. Angesichts der gegenwärtigen Veränderungen unserer eigenen Gesellschaften ist es notwendig, ganz grund-sätzlich neu über unsere Mittelalterbilder zwischen Identität und Alterität nachzudenken. Das Projekt verfolgt dies in einer Serie von Workshops, Ta-gungen und öffentlichen Veranstaltungen.
Schlüsselwörter:
Mittelalterrezeption
Alterität
Mittelalterbild
Epochenimaginationen

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Seminar für Mittelalterliche Geschichte
Fachbereich Geschichtswissenschaft, Philosophische Fakultät
SFB 923 - Bedrohte Ordnungen
Sonderforschungsbereiche und Transregios
SFB 1070 - RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen
Sonderforschungsbereiche und Transregios

Lokale Einrichtungen

Seminar für Mittelalterliche Geschichte
Fachbereich Geschichtswissenschaft
Philosophische Fakultät

Geldgeber

Köln, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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