ProjektKartographie als Übersetzung. Kartenproduktionen französischer 'Lehnstuhlgeographen' des 18. Jahrhunderts

Grunddaten

Titel:
Kartographie als Übersetzung. Kartenproduktionen französischer 'Lehnstuhlgeographen' des 18. Jahrhunderts
Laufzeit:
01.10.2018 bis 31.03.2022
Abstract / Kurz- beschreibung:
Die einflussreichen französischen Geographen Guillaume Delisle (1675-1726), Philippe Buache (1700-1773) und Jean-Baptiste Bourguignon d’Anville (1697-1782) werden als géographes de cabinet bezeichnet.
Ihnen war gemeinsam, dass sie ihre Karten auf der Grundlage umfangreicher Quellensammlungen anfertigten, statt die zu kartierenden Länder zu bereisen und zu vermessen. Die Arbeit der Geographen bestand zunächst im Sammeln von Informationen und Dokumenten verschiedener Art, darunter Karten, Reiseberichte, Geschichtswerke, Briefe und mündliche Aussagen von Reisenden, zu denen sie in persönlichem Kontakt standen. In einem weiteren Schritt werteten sie die gesammelten Quellen kritisch aus, indem sie sie verglichen, gegeneinander lasen und kombinierten. Hierbei spielten Übersetzungsprozesse auf verschiedenen Ebenen eine wichtige Rolle: Erstens mussten fremdsprachliche Texte, Namen und Begriffe, beispielsweise aus dem Lateinischen oder Spanischen, ins Französische übersetzt werden.
Zweitens mussten Daten aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen miteinander in Einklang gebracht werden, wobei ältere Darstellungen neueren Kenntnissen entsprechend übersetzt wurden. Drittens waren intersemiotische Übersetzungen vonnöten, denn das ausgewertete geographische Wissen stammte aus unterschiedlichen Medien, die erst einmal in eine gemeinsame ‚kartographische Sprache‘ übertragen werden mussten. Viertens war es notwendig, Wissen, das aus spezifischen lokalen Kontexten stammte, beispielsweise aus der Mission, den Interessen und Ansprüchen der französischen Geographen bzw. ihrer Auftraggeber anzupassen. Hierbei war insbesondere die Übersetzung indigenen Wissens eine Herausforderung für die Geographen.
Im Rahmen des Projekts sollen Übersetzungsprozesse in französischen Kartenproduktionen des 18. Jahrhunderts untersucht werden. Hierzu werden in Pariser Archiven die Materialsammlungen, Korrespondenzen und Mémoires der genannten ‚Lehnstuhlgeographen‘ ausgewertet. Vorrangiges Ziel ist es, mit dem Schwerpunkt auf Übersetzungsprozessen in der Kartographie, die Komplexität der in den Kartenproduktionen angewandten Kulturtechniken aufzuzeigen. Diese Komplexität gerät bislang durch die oftmals einseitige Konzentration auf mathematische und technische Faktoren schnell in den Hintergrund. Kartographie soll dabei nicht als ein von anderen Formen der Wissensproduktion generell getrennter Bereich verstanden werden, sondern als Bestandteil übergreifender frühneuzeitlicher Übersetzungskulturen.

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Seminar für Neuere Geschichte
Fachbereich Geschichtswissenschaft, Philosophische Fakultät
SFB 923 - Bedrohte Ordnungen
Sonderforschungsbereiche und Transregios

Lokale Einrichtungen

Seminar für Neuere Geschichte
Fachbereich Geschichtswissenschaft
Philosophische Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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