ProjektDiagnostik von Rechenschwäche – Gängige Diagnosekriterien auf dem Prüfstand

Grunddaten

Titel:
Diagnostik von Rechenschwäche – Gängige Diagnosekriterien auf dem Prüfstand
Laufzeit:
01.10.2017 bis 30.09.2018
Abstract / Kurz- beschreibung:
Frühe Defizite in grundlegenden mathematischen Kompetenzen beeinflussen nicht nur die schulische Entwicklung negativ, sondern führen auch zu erheblichen Einschränkungen im späteren persönlichen und beruflichen Leben (Parsons & Bynner, 2005) sowie zu immensen gesellschaftlichen Kosten (Gross, Hudson, & Price, 2009). Bei einer Prävalenzrate der domänenspezifischen Rechenschwäche von ca. 3-6% (z.B. Hein, Bzufka & Neumärker, 2000; von Aster, Schweiter & Weinhold Zulauf, 2007) ist eine frühe und zuverlässige Identifikation von betroffenen Kindern daher von großer Bedeutung. Ein zentrales Problem besteht dabei jedoch im mangelnden Konsens hinsichtlich der anzuwendenden Diagnosekriterien. Die derzeit gängigsten Kriterien sind im Hinblick auf ihre Klassifikationsgüte über die Zeit hinweg jedoch wenig reliabel und stabil (z.B. Shalev, Manor & Gross-Tsur, 2005; Silver et al., 1999, Mazzocco & Myers, 2003). Unklar ist, inwieweit die gängigen Kriterien der Überprüfung durch statistische Verfahren (z.B. der Latenten Profilanalyse) standhalten. Studien, welche die Kriterien hinsichtlich der prognostischen Validität und Stabilität vergleichend untersuchen, fehlen jedoch– dies gilt insbesondere für den Zeitraum nach der Grundschule und den Übergang in die weiterführende Schule, für den systematische Studien kaum existent sind (siehe aber Shalev et al., 2005). Dies erschwert nicht nur die Identifikation möglicher Ursachen für die beobachteten numerisch-mathematischen Probleme, sondern macht auch die Entwicklung geeigneter Interventionen schwierig - was wiederum ein wesentliches Problem für die Weiterentwicklung des Forschungsfeldes darstellt.
Entsprechend sollen auf Basis eines regionalen Panel-Datensatzes (Onderwijsmonitor Limburg) der niederländischen Provinz Limburg folgende Forschungsfragen beantwortet werden:
1. Wie unterscheidet sich die Stabilität der Klassifikation bzw. Diagnose „Rechenschwäche“ über die Zeit in Abhängigkeit vom verwendeten Diagnosekriterium und lassen sich diese Gruppen mittels der Latenten Profilanalyse validieren?
2. Wie wirken sich frühe Defizite in mathematischen Kompetenzen auf die Entwicklung bis zum Ende der Primarstufe und auf den Übergang in die weiterführende Schule aus und welche Rolle spielt das verwendete Kriterium bei der Genauigkeit der Vorhersage?
Der Datensatz beinhaltet mehr als 10,000 Beobachtungen aus sieben Kohorten über den Zeitraum der Primarstufe (erste bis sechste Klassenstufe) sowie für 2/3 der Stichprobe Informationen über den Übergang in die weiterführende Schule. Das Panel stellt eine annähernde Vollerhebung der Region Limburg dar. Zur Verfügung stehen neben administrativen Daten sowohl standardisierte Leistungsmaße (Mathematik, Leseverständnis, Rechtschreibung, kognitive Grundfähigkeit) wie auch Fragebogendaten zu Elternhaus, Schule und Persönlichkeit.
Die zu erwartenden Befunde sollen insbesondere dazu beitragen, die Diagnosekriterien in Forschung und Praxis zu vereinheitlichen. Dies stellt gerade für die Untersuchung der Ursachen und Kerndefizite von Rechenschwäche eine wesentliche Voraussetzung dar, um in Zukunft inkonsistente und widersprüchliche Ergebnisse zu reduzieren. Überdies werden durch den Einbezug des Übergangs in die weiterführende Schule erstmals empirisch belastbare Ergebnisse hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen der Rechenschwäche auf die Schullaufbahn vorliegen.
Schlüsselwörter:
Diagnostik
diagnostic
Rechenschwäche
Diskrepanzkriterium

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Fachbereich Sozialwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

Lokale Einrichtungen

Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Fachbereich Sozialwissenschaften
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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