ProjektAn-other Modernity? The Relationship of Literature and Philosophy in Russian Culture

Grunddaten

Titel:
An-other Modernity? The Relationship of Literature and Philosophy in Russian Culture
Laufzeit:
29.11.2012 bis 01.12.2012
Abstract / Kurz- beschreibung:
Konferenz

Für das russische Kultursystem wird immer wieder die Tendenz hervorgehoben, Selbstreflexion (und kulturelle Selbstdefinition) vorrangig im Medium der Literatur zu betreiben. Besonders prägnant zeigt sich der vielfach konstatierte Literaturzentrismus etwa in den klassischen Romanen des Realismus, die ein breites Spektrum an Fragen religions- und moral- sowie gesellschafts- und geschichtsphilosophischer bis hin zu wissenschafts- und erkenntniskritischer Art verhandeln. Andererseits benutzt der philosophische Diskurs oftmals literarische Formen und Genres (Čaadaevs Philosophische Briefe) oder nimmt literarische und ästhetische Probleme als Ausgangspunkt für seine Überlegungen auf (Geršenzon, Berdjaev).
Die Beobachtung, dass Philosophie und Literatur in der russischen Kultur besonders eng miteinander verschränkt sind, erfolgt allerdings vor dem Hintergrund eines (westlichen) Kulturverständnisses, in dem die einzelnen Diskurse stärker ausdifferenziert und deutlicher voneinander getrennt sind. Da der Beginn für die Trennung der einzelnen Diskurse meist im Zeitalter der Aufklärung – dem Anfang der Makroepoche Moderne – festgemacht wird, ist mit der Vermischung von Literatur und Philosophie oftmals der Verdacht auf eine diskursive Rückständigkeit der russischen Kultur verbunden.
Dass die Ausdifferenzierung von Institutionen und Diskursen als Signum von Modernität zu gelten habe, stellen neuere Theorien jedoch in Frage. Bruno Latours These „Wir sind nie modern gewesen“ polemisiert gegen eine zeitliche Abgrenzung „moderner“ und „nichtmoderner“ Gesellschaften. Denn Latour begreift die Trennung der Diskurse insgesamt als Illusion: Damit nähern sich der westliche und den russische Fall einander an. Hinzu kommt, dass es auch innerhalb der gemeinhin als „Moderne“ bezeichneten Makroepoche Phasen gibt, die eine Vermischung von Literatur und Philosophie (oder von Diskursen überhaupt) zur kulturellen Norm erheben.
Aus diesen Vorüberlegungen ergeben sich wenigstens drei Fragenkomplexe, mit denen sich die Tagung beschäftigen soll: Erstens will sie die kulturspezifischen Berührungen, Widerstände und Aneignungsmechanismen zwischen Literatur und Philosophie in Russland beleuchten. Zweitens geht es um die Frage, ob das Phänomen wechselseitiger Durchdringung von Literatur und Philosophie allein für die russische Kultur charakteristisch ist und insofern räumlich beschränkt wäre, oder ob sie auch für gewisse Epochen bzw. Strömungen symptomatisch ist und somit ein Zeitphänomen darstellt. Drittens gilt es jenes Modernitätskonzept, das von der Diskursautonomie ausgeht, am Beispiel Russlands kritisch zu hinterfragen.
Schlüsselwörter:
Russland
Russia
Literatur
literature
Philosophie
philosophy
Moderne
modern age

Beteiligte Mitarbeiter/innen

Leiter/innen

Slavisches Seminar
Fachbereich Neuphilologie, Philosophische Fakultät

Lokale Einrichtungen

Slavisches Seminar
Fachbereich Neuphilologie
Philosophische Fakultät

Geldgeber

Bonn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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