Retraditionalisierung pränatal? Eine empirische Analyse von Geburtsvorbereitungskursen und Schwangerenforen

01.12.2016 bis 30.11.2019

Im Mittelpunkt des geplanten Projekts steht die bislang weitgehend unerforschte Institution der Geburtsvorbereitungskurse in Deutschland und deren Bedeutung für die Retraditionalisierung familialer Arbeitsteilung im Übergang zur Elternschaft. Wir gehen davon aus, dass der mit der Geburt des ersten Kindes belegte „Traditionalisierungseffekt“ der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bereits während der Schwangerschaft in Gang gesetzt und durch bestimmte normativ geprägte Diskurse rund um Geburt und Mutterschaft (Stillen, natürliche Geburt, bon-ding etc.) entscheidend beeinflusst wird. Konkret soll untersucht werden, inwiefern in den von Hebammen durchgeführten Geburtsvorbereitungskursen vor allem für die Mutterrolle relevante Erwartungsstrukturen entwickelt und ausprobiert werden. Die unmittelbaren Interaktionspro-zesse im Kurskontext sollen dabei mit dem internetgestützten Austausch von werdenden El-tern kontrastiert werden. Ziel des geplanten Projekts ist erstens die Analyse der normativen Deutungsmuster von Schwangerschaft und Geburt und deren Bedeutung für die familiale Ar-beitsteilung sowie zweitens ein Vergleich der unterschiedlichen Mechanismen, mittels derer in den Kursen (vermittelt durch anwesenheitsbasierte Kommunikation) und den Internetforen (mittels computervermittelter Kommunikation) implizite Erwartungshaltungen an Mutter- und Vaterrolle plausibilisiert und autorisiert werden, so dass deren Annahme wahrscheinlicher wird.