Krankheit um 1800. Philosophische, medizinische und psychologische Krankheitskonzepte im Kontext des Verhältnisses von Körper und Geist

01.10.2022 bis 30.09.2025

Der Begriff der Krankheit spielt in der Geschichte der Philosophie, der Medizin und der Psychologie um 1800 in Europa eine bedeutende Rolle. Das Projekt hat das Ziel, den Krankheitsbegriff um 1800 zu erforschen und dabei die Verknüpfung der drei genannten Wissenschaften untereinander herauszuarbeiten. Die Koinzidenz von wissenschaftlichem Fortschritt und dem Aufkommen bedeutender philosophischer Richtungen machen die Zeit um 1800 zu einer fruchtbaren und aufschlussreichen Phase für die Entwicklung des Krankheitsbegriffs. Die Spezifika der Krankheitskonzepte dieser Zeit lassen sich mit dem Fokus auf das Verhältnis von Körper und Geist pointiert erfassen. Unter dem Leitthema des Körper-Geistes-Verhältnisses wird eine typologische Einordnung von Krankheiten vorgenommen, so dass normative, deskriptive, naturalistische oder ontologische Krankheitskonzepte ermittelt werden können. Fachwissenschaftler:innen aus Philosophie, Medizin und Psychologie, die eine Expertise zu den einschlägigen Autor:innen und Theorien der Zeit haben, werden für das Projekt gewonnen, um den Krankheitsbegriff um 1800 auf einer internationalen interdisziplinären Fachtagung und in einem Sammelband zu erschließen. Mein eigener Forschungsbeitrag innerhalb dieses Projekts wird die Krankheitsbegriffe von Kant und Hegel erarbeiten, wobei die Charakteristika und die systematischen Bestimmungen der jeweiligen Krankheitsbegriffe erforscht werden. Wie wird die Krankheit innerhalb subjektphilosophischer Konzepte gedacht? Lässt sich vor dem Hintergrund eines Zusammenhangs von Körper und Geist auch ein Schluss in Bezug auf die Unterscheidung von subjektivem Erleben und objektiver Zuschreibung von Krankheit ziehen? Lassen sich Strukturen aktueller Krankheitsbegriffe bei Kant und Hegel erkennen? Das von mir geleitete Projekt soll durch eine Fachtagung, einen darauf aufbauenden Sammelband, meine Forschung zu Kant und Hegel und eine Initiative zur Nachwuchsförderung die Forschungslücke einer interdisziplinären wissenschaftlichen Erfassung der Krankheit um 1800 schließen.